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POP CHIMPS . Das erste Interview Jan 2007
Interview: Jessica Arend
Musikhörende Affen, die Bier trinken
Marisa Rosato wird mit ihrer Lockerungsübung berühmt
Mit ihren braunen Augen, den rot geschminkten Lippen und dem angesagten kurz geschnitten Pony ist Marisa Rosato selbst ein Kunstwert.
Die 41-jährige Künstlerin und Fotografin wohnt in Bielefeld, doch auf ihre venezianischen Wurzeln weißt sie hin.
An Marisa Rosatos schwarzer Trainingsjacke sind zwei Affen-Buttons zu sehen.
Es sind nicht irgendwelche, sondern ihre ganz eigendesignten Affen. „Sie sollen ein Brand werden, wie Hello Kitty in Klein“, sagt sie.
Entstanden sind die Affen schon 2006, „sie waren als eine Art Lockerungsübung gedacht“.
Als Kontrast zu „den konzeptionellen Sachen, wie Themen die vom Tod oder dem Verlust allgemein handeln.“
Und so sollte diese Abwechslung bunt und poppig werden. Aber sie sollte auch einen Wiedererkennungswert haben und mit Musik zu tun haben.
Denn Marisa Rosato bezeichnet sich selbst als Musik-Junkie und das haben auch ihre Affen zu spüren bekommen.
Mittlerweile gibt es rund 55 verschiedene Motive, die unter dem Namen „Pop-Chimps“ bekannt sind. Die Pop-Art-Affen sind entweder Fans von Musikbands oder sie verkörpern selbst eine Band.
„Aber nur Bands, die ich selber schätze“, sagt Marisa Rosato überzeugt. Manche Bandanfragen lehnt sie daher auch einfach ab. Ihre Affen-Bilder hängen aktuell im Bielefelder Restaurant und Veranstaltungs-Ort „Zweischlingen“. Über der Kasse hängt ein ACDC-Fan-Affe.
Dieser Fan-Affe outet sich, indem er ein Band-Shirt trägt und Hörner auf dem Kopf hat. „Die Hörner sind angelehnt an ein CD-Cover von ACDC, das ist ein Schritt durch die Hintertür“.
Aber ihre absoluten Lieblinge sind immer noch die Beatles-Affen, „mit denen habe ich auch angefangen“.
Über die Jahre sind die Affen technisch besser geworden, erzählt sie und fasst dabei durch ihre mittellangen braunen Haare.
Aber die Affen hängen nicht nur in dem Restaurant, sondern sind ab Mai exklusiv auf Biergläsern zu sehen.
Bei der Brauerei Herforder Pils hat Marisa Rosato den ersten Platz beim „Herforder Kunst-Wettbewerb“ belegt.
90.000 Editions-Gläser werden mit drei ihrer verschiedenen Affenmotiven bedruckt.
Mitgemacht hat sie ganz kurzfristig, denn eigentlich wollte sie Fotos einschicken, doch das war technisch nicht möglich.
So fiel die Wahl auf ihre bekannten Affen. „Ich wusste sofort, dass die gut auf den Gläsern aussehen und ich selber gerne daraus trinken möchte.“
Auf die Gläser haben es der Seemann, der DJ und der ‚Kraftwerk‘-Affe geschafft.
„Die Affen eignen sich gut für die Gläser. Mit ihnen sind keine schweren und tiefgründigen Themen verbunden, sind aber trotzdem mein Herzblut“, erzählt Marisa Rosato stolz.
Schließlich sollen die Affen einen hohen Wiedererkennungswert haben und da ist so eine Gläser-Edition genau das richtige.
Die Editions-Gläser der Brauerei sind übrigens nicht käuflich zu erwerben, Interessenten müssen sie sich ersammeln. Im Tausch gegen 125 Kronkorken gibt es dann die poppigen Gläser mit Affenkopf-Motiv.
Generell scheinen gerade Herforder-Kunstwettbewerbe das richtige für Marisa Rosato zu sein.
Schon im Jahr 2001 hat sie den 1. Platz beim „Herforder Kunstpreis“ belegt.
Damals mit der Installation „Fragment“, die anschließend von dem Herforder Kunstmuseum MARTa angekauft wurde.
Doch das Jahr hatte noch mehr zu bieten. In Tokio hat sie den Special Merit Award des „Canon Digital Creator Contest“ gewonnen.
Marisa Rosato ist im In- und Ausland bekannt, denn sie stellt weltweit aus.
In der Bielefelder Kunsthalle, auf der Photokina in Köln wie auch in Israel und in Shanghai.
Die diplomierte Fotodesignerin wagt sich aber auch an neue Dinge. Letztes Jahr ging es an das Medium Film.
2008 hat sie einen fünf-minütigen Kurzfilm gedreht. Der Abriss eines Kinos in ihrer Geburtsstadt Gütersloh hat sie sehr bewegt. Welches letztes Jahr übrigens seit 10 Jahren abgerissen war.
Zu Kindheitszeiten schaute sie dort sonntagmorgens häufig Filme, wie Godzilla oder eben andere Klassiker.
Und eine Super-8-Filmrolle von damals aus dem Kino gab den Anstoß zum Film. Dafür wurden Leute von früher aufgesucht, das Gütersloher Stadtarchiv durchforscht und das Stadtmuseum besucht.
„Mit einem 94-jährigen Mann zu sprechen, der in den 20er Jahren schon in dem Kino gesessen hat, war toll.“
So zeigt der Kurzfilm „Wiedersehn“ ihre eigenen Erinnerungen an die Zeit von damals.
Der Film wird auf dem Kurzfilmfestival Bambi & Löwenherz in Gütersloh gezeigt, sowie bei den Nachtansichten in Bielefeld im Museumsfoyer.
Dafür hat sie extra noch alte Kinosessel aufgetrieben. Schließlich soll es auch stilecht sein.
Bei den Nachtansichten kommen dann auch ihre Affen wieder zum Einsatz. Bis Ende März hängen sie noch im Zweischlingen.
Übrigens doppelt so lange wie alle anderen Ausstellungen normalerweise.
Die „Pop-Chimps“ soll es vielleicht bald nicht nur für die Wand, sondern auch auf anderen Materialen geben.
Marisa Rosato könnte sich eine kleine Merchandising-Palette gut vorstellen.
Jetzt Freitag findet erst mal ein Fotoshooting mit Marisa Rosato statt. Ein Portrait-Foto für die Umverpackung der Gläser muss gemacht werden.
Und Marisa Rosato ist glücklich,
„die jahrelang schlecht bezahlte oder gar nicht bezahlte Arbeit erntet endlich Früchte.“
Eine schöne Erinnerung und vielen Dank an Jessica Arend.